Wettbewerbsfähigkeit im Maschinenbau

Wettbewerbsfähigkeit im Maschinenbau

So schnell geht es: Vor weniger als zehn Jahren versprachen nicht nur die kühnsten Optimisten unserer Maschinenbaubranche rosige Zeiten. In Verbindung mit den Trend-Begriffen Industrie 4.0 und IoT war häufig von Goldgräberstimmung die Rede. Und jetzt?


15. Mai 2025


Mittlerweile sind viele dieser Optimisten stumm geworden – oder, noch schlimmer: zu Pessimisten mutiert. Btw: Was macht aus einem Optimisten einen Pessimisten? Genau: Lebenserfahrung!

So böse wollen wir aber gar nicht sein. Schließlich hat der konjunkturelle Umbruch plausible Ursachen: Fachkräftemangel, Klimawandel, Covid, Russland und zu allem Überfluss Trumps Zölle. Inwieweit die deutsche Wirtschaftspolitik die Krisen zusätzlich befeuert, wird kontrovers diskutiert. Unternehmerische Versäumnisse und Fehlentscheidungen: dito!

Fakt ist: Die wirtschaftliche Lage ist nicht gut – egal, wohin man schaut. »In Deutschland schwächelt die wirtschaftliche Entwicklung das dritte Jahr in Folge, von Auslandsthemen ganz zu schweigen. Im deutschen Maschinenbau ist die Auftragslage allgemein angespannt«, berichtet MGA-Inhaber Lorenz Arnold.

In Zeiten wie diesen sei die Wettbewerbsfähigkeit des einzelnen Unternehmens noch viel wichtiger als in Zeiten des Booms, meint er und ergänzt: »Jetzt kommt es wirklich darauf an, gegenüber dem Wettbewerb die Nase vorn zu haben. Denn wer jetzt auf den hinteren Plätzen landet, der büßt im günstigeren Fall nur seine Unabhängigkeit ein, vielleicht sogar seine Existenz.«

Wettbewerbsanalyse bringt Erkenntnisse

Eine Analyse unterscheidet drei Arten von Wettbewerbern: Traditionelle Maschinenbauer, innovative Start-Ups und internationale Konkurrenz, vorwiegend aus Asien. Der Wettbewerb unter den Traditionsunternehmen spielt sich seit Jahrzehnten in mehr oder weniger geordneten Bahnen ab. Man kennt sich, jeder kommt mal zum Zug, jeder hat zu tun.

Durch Start-Ups kommt vor allem Neuartiges in den Markt. Völlig neue Produktideen mit cleveren Konzepten erzeugen Innovationsdruck bei den Etablierten. Von alternativen Antrieben über additive Verfahren bis zu autonomen Intralogistiksystemen kennt die Branche viele spannende, erfolgreiche oder gar revolutionäre Beispiele.

Asiatische Mitbewerber wiederum – vor allem aus dem Reich der Mitte – bewegen sich dank völlig anderer Rahmenbedingungen in einem wesentlich niedrigeren Preisniveau und erzeugen damit zunehmenden Wettbewerbsdruck, auch und gerade im Segment der Standardmaschinen. Allgemein bekannt ist, dass von dort Maschinen teilweise für einen Bruchteil der von hiesigen Anbietern geforderten Preisen angeboten werden.

»Selbst wenn die Effizienz am Ende doch ein wenig niedriger sein sollte, ist der Kostenvorteil noch immer übermächtig«, so Lorenz Arnold und erwähnt dazu, dass auf der diesjährigen Hannover Messe die zweitgrößte Ausstellergruppe aus China kam, ebenso die zweitgrößte Besuchergruppe. Dem sei nichts hinzuzufügen, meint er.

Was also anfangen mit den bescheidenen Aussichten und den »Bad News«?

»Bad news are good news«, heißt eine alte Weisheit aus der Medienbranche. Für Maschinenbauer eher nicht, oder doch? Schlechte Nachrichten sind etwas für Schwarzseher, könnte man umformulieren. Ihrem Naturell entsprechend sind Ingenieure jedoch keine solchen, sondern grundsätzlich und ständig lösungsorientiert. Will heißen: In der vermeintlichen Ausweglosigkeit werden oft die besten Ideen geboren.

Gerade deutsche Tüftler waren schon immer Weltspitze. Warum sollte das plötzlich anders sein? »Bangemachen gilt nicht«, drückt es Lorenz Arnold aus. Trotz des internationalen Wettbewerbs habe der hiesige Maschinenbau nicht nur unverändert einen hervorragenden Ruf, weil er – dank innovativer Lösungen – immer wieder die Produktivität von Fabriken weltweit zu steigern hilft. Und überhaupt böte er Dinge an, die es eben nicht an jeder Straßenecke weltweit zu kaufen gibt.

Ähnlich wie beim Umdenken in Sachen Rüstung könnte ausgerechnet der US-amerikanische Präsident zu einem neuen Boom in der Branche beitragen. Seine Initiativen, die heimische Produktion zu stärken, benötigen zwingend Maschinen aller Art – Maschinen, für die es in den Vereinigten Staaten in vielen Fällen schlicht keine Entwickler oder Produzenten gibt.

Als Beispiel und »vielleicht plakativsten Beweis« nennt der MGA-Geschäftsführer ein zukunftsweisendes Segment: »Robotik spielt in der Produktion eine immer wichtigere Rolle und ist aktuell in aller Munde. Dabei darf man sich dann schon einmal vor Augen führen, dass es in den USA schlicht keinen einzigen Hersteller von Industrierobotern gibt. Punkt. Industrieroboter kauft man in Japan oder eben in Europa/Deutschland, denn hier sitzen die den Weltmarkt dominierenden Anbieter.«

»Mit Vertrauen ins eigene Können« dem Markt gegenübertreten

(Zitat eines langjährigen MGA-Programmierers)

Natürlich genügt es nicht, mit solchen Kenntnissen auf Aufträge zu warten. Wie (fast) überall im Leben kommt es darauf an, aus Wissen und Erkennen Taten zu generieren. Es ist wie bei der Gesundheit, dem Klimawandel und dem Landbau: Die Vergangenheit kommt nicht zurück. Übertragen ausgedrückt: Wenn es weniger regnet, muss die Geschäftsgrundlage entweder anderweitig bewässert werden oder man muss auf andere Produkte oder Dienstleistungen umstellen.

Dazu bringt Lorenz Arnold zwei Ansätze ins Gespräch:

  1. Vertrauen in die eigenen Stärken und die Wettbewerbsfähigkeit durch technologische Führerschaft mit Hilfe von Innovation erhalten und stärken.
  2. Einen herausragenden technischen Service anzubieten, ist eine weitere Chance – denn um es vorwegzunehmen: In diesem Punkt glänzen unsere Wettbewerber aus China noch nicht besonders.

Beide Aspekte werden wir demnächst in weiteren Beiträgen dieses Blogs unter die Lupe nehmen. Bleiben Sie gespannt!


Hinweis zu unseren Blogbeiträgen: Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit verwenden wir im Textverlauf die männliche Form der Anrede. Selbstverständlich sind bei MGA Ingenieurdienstleistungen GmbH Menschen jeder Geschlechtsidentität willkommen.