Lorenz Arnold: »Ich möchte weiterhin ein guter Chef sein«
5. November 2018
Im dritten Teil des Interviews zum 20-jährigen Firmenjubiläum wirft Lorenz Arnold einen Blick in die Zukunft: Wie möchte er sein Unternehmen fit machen? Was würde er tun, wenn er Kanzler von Deutschland wäre? Und was hat er sich als Nächstes vorgenommen?
Was wollen Sie als nächstes angehen, um Ihr Unternehmen fit für die Zukunft zu machen?
Lorenz Arnold: Wir befinden uns bei MGA bereits mittendrin in einem Transformationsprozess. Bislang stand die reine Dienstleistung, also die Bereitstellung von Manpower oft im Vordergrund. Wir wollen aber mehr bieten können als das: Wir wollen eigenes Können und Know-how in den Mittelpunkt stellen und gleichzeitig unsere Leistung auch weniger mit dem Namen des einzelnen Mitarbeiters verknüpft sehen. Das ist aus meiner Sicht ein wichtiger Faktor, um auch in Zukunft gewappnet zu sein!
Was noch?
Lorenz Arnold: Wir befinden uns in einem Markt, der sich sehr schnell entwickelt. Typisch ist, dass es einige sehr große Player gibt. So haben wir neben den deutschen Firmen große, finanzstarke Unternehmen aus Frankreich, die in den deutschen Markt drängen. Hier müssen wir also etwas tun, um uns von den Konkurrenten abzuheben.
Warum ausgerechnet Frankreich?
Lorenz Arnold: Das erstaunt auch mich, erklären kann ich mir diesen Trend nicht. Vielleicht hängt es ein wenig mit dem Zentralismus in Frankreich zusammen. Dort konzentriert sich vieles auf wenige Großunternehmen, die aber wie Airbus oder Renault im Grund ja halbe Staatsbetriebe sind – auch große Ingenieurgesellschaften in Frankreich haben oft mehrere tausend Mitarbeiter. Vielleicht haben die ihre Wachstumsgrenzen im eigenen Land erreicht. Die drängen jetzt also in den deutschen Markt – mit allen Mitteln.
Nennen Sie ein Beispiel!
Lorenz Arnold: Kürzlich rief mich jemand aus Frankreich an und sagte mir, dass er Interesse hat, meine Firma zu kaufen. Das klingt recht schmeichelhaft, ist aber nicht das, was ich möchte. Die würden sofort Geld auf den Tisch legen, um uns zu übernehmen! Dabei hätte diese Firma aber nur wenige Gemeinsamkeiten mit meiner Firma.
Ich bin mir aber sicher: Ich selber brauche nichts befürchten, denn wir sind sehr spezialisiert in unserem Markt tätig. Bei den großen deutschen Marktteilnehmern ist die Lage anders.
Warum?
Lorenz Arnold: Unser derzeitiges Geschäft läuft hervorragend, was auch an unserem Geschäftskonzept liegt. Freilich frage ich mich auch, ob das so bleibt bis zu meiner Rente. Es gibt immer wieder neue Marktteilnehmer, Konsolidierungsprozesse, Gesetzesänderungen, Fachkräftemangel, alles hat Einfluss auf die Branche. Ich darf mich also nicht blind darauf verlassen, dass alles immer so weiterläuft wie bislang.
Wie lauten Ihre weiteren Ziele bis Ende 2020?
Lorenz Arnold: Unsere Agenda lautet ja »MGA 2020«. Bis dahin möchten wir uns mit unserem eigenen Know-how noch viel besser positionieren. Soll heißen: Wir werden weiter wachsen – aber nicht in Form der Mitarbeiterzahl, sondern in Form von Kompetenz, fachlicher Tiefe und Projektverantwortung. Sicherlich auch, wenn es um die Dauer der Beschäftigung und Betriebszugehörigkeit von Mitarbeitern geht.
»Derzeit kenne ich jeden Mitarbeiter noch persönlich«
Lorenz Arnold: Weil wir wissen, dass mit der aktuellen Mitarbeiterzahl von 60 sehr gut aufgestellt sind. Wir sind groß genug, damit wir auch mal Rückschläge wegstecken können. Gleichzeitig sind wir so groß genug, dass wir auch größere Projekte schultern können.
Derzeit kenne ich jeden Mitarbeiter noch persönlich – ebenso seine Stärken, und was er vielleicht nicht so gut kann. Auch das ist ein Grund für unseren Erfolg. Wenn wir weiter wachsen würden, wäre der gute, persönliche Kontakt kaum noch möglich.
Ein Blick in die Glaskugel: Wo steht MGA im Jahr 2025? Was wollen Sie bis dahin erreicht haben?
Lorenz Arnold: (überlegt) Wenn wir es bis 2025 schaffen, weiterhin unseren aktuellen Platz im Markt zu behalten, dann könnte ich sehr zufrieden sein!
Was glauben Sie, wo sind die wesentlichen Herausforderungen für MGA bis Ende 2020?
Lorenz Arnold: Die große Herausforderung ist seit 2017 das Thema »Rekrutierung«. Bis 2016 konnten wir unser Personal immer aufstocken, letztes Jahr ist uns das nicht mehr gelungen. Dass es seit diesem Jahr einen Karriereblog gibt, ist nur eine von vielen Maßnahmen, die wir ergriffen haben. Das Finden von Mitarbeitern, die zu uns passen, ist in der Tat eine Herausforderung.
Wenn Sie Kanzler von Deutschland wären, was würden Sie als Erstes anpacken?
Lorenz Arnold: Als Bürger würde ich mich darum bemühen, Ruhe in das Land zu bringen. Das viele Trennende in unserer Gesellschaft, das es in unserem Land gibt und was gerade entsteht, dem würde ich gerne Einhalt gebieten. Wenn Sie mich als Unternehmer fragen … schwierige Frage. Als Unternehmer wird man ja eigentlich kein Kanzler, man führt ja das Unternehmen.
Stellen Sie sich vor: Sie sind 65, hätten gerade Ihr Unternehmen verkauft und Sie haben die Zeit – und jemand fragt Sie, ob Sie Kanzler werden wollen …
Lorenz Arnold: … dann lache ich ihn aus! Freilich habe ich auch Wünsche. Ein Mitarbeiter, der seit 15 Jahren bei mir arbeitet, sagte mir kürzlich, dass es mit der Regulierung immer schlimmer wird. Das betrifft sogar die Reisekostenabrechnung. Ich könnte eine Tabelle aufstellen mit neuen Regeln, die immer wieder hinzukommen. Das schwächt unsere Betriebe. Unsere Kunden fragen mich, ob ich nicht mal eine Tochter im Ausland gründen wolle. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis uns ausländische Firmen immer mehr auf die Pelle rücken. Wenn wir in Deutschland zugleich unter einer starken Regulierung ächzen, dann brauchen wir uns nicht wundern, wenn weitere Arbeitsplätze verloren gehen.
Was sind die Erfolgsfaktoren generell für deutsche Unternehmen in Zukunft?
Lorenz Arnold: Ich nenne nur einen Schlagwort, aus tiefer Überzeugung: Innovation! Die deutschen Maschinenbauer entwickeln die teuersten Produkte, haben oft lange Lieferzeiten. Warum wird trotzdem gekauft? Weil sie die besten Maschinen sind, was Funktionalität und Wirtschaftlichkeit angeht! Diese besondere Fähigkeit zur Innovation müssen wir uns erhalten, sonst sind wir irgendwann weg vom Markt. Wenn wir das schaffen, können wir uns lange Zeit im Wettbewerb behaupten.
Ihre persönlichen Wünsche für die Zukunft: Was steht an erster, zweiter, dritter Stelle?
Lorenz Arnold: Als Mensch und Unternehmer wünsche ich mir, dass MGA meine letzte berufliche Station ist in diesem Leben, bis zur Rente. Mein zweiter Wunsch: Ich möchte, dass es mir weiterhin gelingt, für meine Mitarbeiter ein guter Chef zu sein. Einer meiner Mitarbeiter, er ist seit 15 Jahren bei uns, rief mich heuer an meinem Geburtstag an. Er meinte: Herr Arnold, bleiben Sie uns noch lange erhalten! Das hat mich sehr gefreut. Er hätte bereits mehrmals zu einem anderen Arbeitgeber wechseln können, ist aber nach wie bei MGA. An dritter Stelle: Das Thema Work-Life-Balance. Hier arbeite ich noch dran, speziell am »Life«. Heute Morgen bin ich zur Arbeit mit dem Rad gefahren. Das ist doch schon mal ein kleiner Schritt in die richtige Richtung … und Freiheiten, die ich versuche einzubauen. Das können gerne auch ein paar mehr werden.
Danke für das Interview!
Die Fragen stellte Stefan Beck.